Das Purpose-Business Prinzip

· Wie du ein sinnstiftendes & nachhaltig erfolgreiches Business aufbaust ·

Interview mit Coco Heuer (hydrophil)

Als junges Hamburger Unternehmen beschäftigt  sich die wasserneutral GmbH mit nachhaltigen Produkten und verfolgt das Ziel, die Welt ein bisschen besser zu machen. Mittlerweile ist ihre Marke HYDROPHIL weit mehr als ein Geheimtipp. Rund um die beliebte nachhaltige Zahnbürste aus Bambus bietet das Unternehmen ein umfangreiches Sortiment aus dem W.A.S.H. Segment – vom Mundwasser bis zum Wattestäbchen und hat zwei weitere nachhaltige Marken im Sortiment. Im Interview spreche ich mit Corinne alias „Coco“, Marketing-Managerin bei der wasserneutral GmbH.

Liebe Coco, vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast! Was genau ist dein Job bei der wasserneutral GmbH?

Ich bin Coco und bin seit knapp drei Jahren bei der wasserneutral GmbH. Unter dem Dach unseres Unternehmens vereinen wir inzwischen verschiedene nachhaltige Marken. Angefangen hat aber alles mit der Gründung der Eigenmarke HYDROPHIL unter der wir nachhaltige und fair produzierte Hygienealternativen für ein umweltfreundliches Badezimmer anbieten.

Wofür steht „hydrophil“? Was gab den Anstoß für die Gründung des Unternehmens?

HYDROPHIL steht für einfache Einstiegsmöglichkeiten in eine nachhaltige Badezimmerwelt. Kennengelernt haben sich unsere drei Gründer Wanja, Sebastian und Christoph über ihr gemeinsames Engagement für Viva con Agua, ein Verein der sich für sauberes Trinkwasser und den Zugang zu sanitären Anlagen in den Ländern des globalen Südens einsetzt. Das Thema Wasser spielte also im Leben der drei schon immer eine große Rolle. Im Zuge dessen haben sie Überlegungen angestellt, ob es nicht auch möglich wäre, Alltagsprodukte herzustellen, die nicht nur symbolisch für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser stehen, sondern bei deren Produktion bereits möglichst wenig Wasser verschwendet und verschmutzt wird. So wurde der Grundstein für die Marke HYDROPHIL – was auf deutsch übrigens wasserliebend bedeutet – gelegt. Damals waren wir eines der ersten Unternehmen das eine Zahnbürste aus Bambus, ein unglaublich toller natürlicher Rohstoff, angeboten hat. Und seitdem ist eine ganze Menge passiert und wir bieten unterschiedliche nachhaltige Hygiene- und Zahnpflegealternativen an, die ökologisch nachhaltig und fair produziert werden.

Wie steht ihr zu persönlichen Werten im Business?

In unserem Fall stand ja primär nicht der Wunsch ein Unternehmen aufzubauen, sondern mit einer innovativen Idee einen wirklichen Unterschied zu machen. Zu Gründungszeit war Nachhaltigkeit weit davon entfernt ein Mainstreamthema zu sein. Tatsächlich haben wir aber daran geglaubt, dass auch wirtschaftliche Akteure ihren Teil dazu beitragen können und müssen die ökologischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen. Wir sind unglaublich dankbar dafür, dass sich dieser Trend durchgesetzt hat und es inzwischen sehr viele Businesses gibt, die Impact vor den reinen Profit setzen.

Welche Bedeutung haben Ehrlichkeit und Authentizität für euch?

Bei nachhaltigen Produktlösungen geht es ja nicht nur darum sich selbst auf die Schulter zu klopfen, es geht auch darum die Macht von Verbraucher*innen zu nutzen, um etwas zu verändern. Würden wir nachhaltige und fair produzierte Zahnbürsten anbieten, die am Ende niemand kauft, könnten wir unserem Anspruch, einen wirklichen Unterschied zu machen, nicht gerecht werden. Es ist dabei unsere feste Überzeugung, dass Konsument*innen zwischen authentischer Nachhaltigkeit und Greenwashing unterscheiden können. Und das ist eben nur über Authentizität und Transparenz möglich. Gerade jetzt, wo auch sehr viele Big Player das Thema des nachhaltigen Konsums für sich entdeckt haben, ist es umso wichtiger den Unterschied besonders deutlich zu machen.

Wäre die umweltfreundliche Produktion von Zahnbürsten & Hygieneartikeln für jede Firma umsetzbar? Was hält deiner Meinung nach andere Unternehmen davon zurück, wirklich nachhaltig zu produzieren?

Ich möchte mir nicht anmaßen die Beweggründe und Möglichkeiten anderer Unternehmen zu beurteilen. Klar ist aber, dass alle Unternehmen, auch wir, nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit handeln. Ich hatte zuvor schon die Verbraucher*innenmacht angesprochen und ich glaube, dass diese Macht gerade sehr deutlich wird. Wir stellen fest, dass das was wir machen inzwischen ganz anders wahrgenommen wird als zu der Zeit unserer Unternehmensgründung. Ganz ehrlich, wir wurden zu Beginn von vielen als Ökospinner abgetan. Dass sich das geändert hat, hat viel damit zu tun, dass sich auch das Konsumverhalten der Menschen geändert hat und der Ruf nach nachhaltigen und fair produzierten Produkten in allen Bereichen lauter wird. Sollte diese, aus meiner Sicht sehr erfreuliche Entwicklung, sich fortsetzen, glaube ich, dass mehr und mehr Unternehmen unter Druck gesetzt werden, diesem Wunsch nachzukommen.

Sind Mitarbeiter*innen am Unternehmen beteiligt und inwieweit können diese sich einbringen? Wie werden Gewinne verwendet?

Wir Mitarbeiter*innen sind nicht am Unternehmen beteiligt. Eine Besonderheit in der Start-Up-Welt ist bei uns allerdings, dass wir von Anfang an ohne Fremdinvestoren arbeiten. Das bedeutet für uns natürlich eine gewisse Freiheit, weil wir so selber entscheiden können, was mit unseren Gewinnen passiert. Und da haben wir uns von Stunde 0 an für die Unterstützung von Viva con Agua entschieden. 10 % unserer Gewinne spenden wir also an den Verein, um Trinkwasserprojekte weltweit zu fördern. Das war vor ein paar Jahren natürlich noch überschaubar, unsere letzte Spende betrug aber 45.000 Euro und damit kann man wirklich eine ganze Menge realisieren.

Was macht in deinen Augen ein sinnstiftendes, erfüllendes Business aus?

Der Begriff ist zwar omnipräsent, aber für mich geht es dabei Nachhaltigkeit. Und zwar vollumfassend um soziale, wirtschaftliche und natürlich ökologische Nachhaltigkeit.

Achtet ihr auch innerhalb der Büroräume auf umweltfreundliche Materialien?

Auf jeden Fall! Wir versuchen auch im Alltag den Anspruch, den wir an unsere Produkte haben umzusetzen. Die meisten aus dem Team sind beispielsweise Veganer*innen, einige engagieren sich für den Tierschutz, andere im Umweltschutz und wieder andere in sozialen Projekten. Wir achten darauf keine unnötigen Ressourcen zu verbrauchen, möglichst wenig Plastikprodukte zu nutzen und haben regelmäßig Nachhaltigkeitsfeedbacks. In denen haben alle Mitarbeitenden die Möglichkeit Anregungen zu geben, an welchen Stellen noch mehr möglich wäre. So verbessern wir uns auch im Arbeitsalltag Stück für Stück.

Was sind deiner Meinung nach die drei wichtigsten Kriterien für ein stabiles, nachhaltig erfolgreiches Business in der heutigen Zeit?

Es sind vier :) Ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit und Hartnäckigkeit.

Auf welchen Kanälen und mit welchen konkreten Maßnahmen steht ihr in Austausch mit eurer Zielgruppe? Steht auch hierbei der Faktor Authentizität im Vordergrund?

Absolut, Authentizität wäre nahezu überflüssig, wenn man sich nur um sich selbst drehen würde. Und dafür sind Social Media und Online Marketing natürlich wahnsinnig wichtig. Darüber sind wir besonders nah an unseren Kund*innen dran und können direkt mit ihnen in den Dialog treten, wofür wir unglaublich dankbar sind, denn es gibt uns einerseits nicht nur die Möglichkeit uns und unser Unternehmen transparent und authentisch zu präsentieren, sondern schafft einen ganz direkten und unkomplizierten Feedbackdraht, der uns sehr wichtig ist.

Wie wichtig ist der persönliche Kontakt zu euren Kund*innen und warum?

Sehr wichtig! Ich habe es jetzt schon mehrfach erwähnt, ohne unsere Kund*innen könnten wir nicht leisten, was wir leisten. Wir sind auf das Feedback, das Lob, die Kritik und den gesamten Dialog angewiesen, denn es geht bei unserer Idee ja darum gemeinsam etwas zu bewegen.

Coco

COCO HEUER
hydrophil / wasserneutral GmbH